Alien Eroticon – Interview mit Detlef Klewer

Alien Eroticon – Interview mit Detlef Klewer

Mit „Alien Eroticon“ erscheint eine ganz besondere Science-Fiction-Anthologie im Eridanus Verlag. Der Herausgeber Detlef Klewer, der die Sammlung nicht nur zusammenstellte, sondern auch illustrierte und den Buchumschlag gestaltete, stand netterweise für ein ausführliches Interview zur Verfügung 🙂

In wenigen Tagen erscheint die SF-Sammlung „Alien Eroticon“, die du als Herausgeber zusammengestellt hast. Gib uns bitte einen kleinen Einblick, was uns in der Sammlung erwartet

Lass mich ein wenig geheimnisvoll bleiben, denn ich will ja auch nicht zu viel verraten und damit das Leseerlebnis schmälern: Aber auf jeden Fall Liebe, Lust, Leidenschaft, Begierde, Eifersucht … kurz: die ganze Palette der Emotionen, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht. Nur, das es im „Alien Eroticon“ eben eigentlich unmögliche Beziehungen sind, die da thematisiert werden. Schließlich sind es außerirdische Wesen, die den Leser da erwarten. Manchmal siegt die Liebe, manchmal endet es tragisch, manchmal gewinnen die Autorinnen und Autoren der absurden Situation auch eine humoristische Perspektive ab.

Die Leserinnen und Leser erwartet also außerirdisches, unbekanntes, seltsames und erotisches … insgesamt ein ebenso abwechslungsreiches, wie außergewöhnliches Leseerlebnis, geschrieben von fünfzehn ebenso großartigen, wie unterschiedlichen Autorinnen und Autoren.

Deine bisherigen Anthologien sowie deine aktuelle Ausschreibung sind im Horror-Bereich angesiedelt. Wie hat es dich für „Alien Eroticon“ zur Science-Fiction verschlagen und welchen Bezug hast du persönlich zu dem Genre?

Alles begann mit Science Fiction … genauer gesagt: In meiner Jugend mit „unserem Mann im All“ Perry Rhodan. Danach folgten die damals „üblichen Verdächtigen“: Asimov, Lem, Strugatzki, Bradbury, Orwell.

Natürlich gilt meine größere Leidenschaft heute dem Horrorgenre, aber ich lese immer noch sehr gerne SF, schreibe ja auch bisweilen SF-Geschichten und finde es sehr schade, das die SF in Deutschland eher ein Randgenre geworden ist.

Umso großartiger ist es, das Verlage wie eben der Eridanus-Verlag und seine Verlegerin Jana Hoffhenke dem Genre ein Zuhause und damit eine Chance geben. Und mir damit auch die Möglichkeit meine erste Liebe im phantastischen Bereich wieder aufleben zu lassen.

Wie ist die Idee entstanden, die Erotik im SF-Genre zu beleuchten?

Ich bemühe mich eine lange Geschichte kurz zu fassen … Für meine Anthologien versuche ich immer ein möglichst interessantes Thema zu finden, seien es nun böse Clowns, Mittelalter-Horror oder dämonische Musiker. Und ich stand mit einem anderen Verlag in Verhandlungen, um eine erotische Horror-Anthologie herauszubringen. Diese Idee wiederum entsprang der Lektüre einer US-Anthologie, die Jeff Gelb herausgegeben hat und die mich durch die Subtilität und den Einfallsreichtum im Umgang mit dem Thema beeindruckt hat. Die genannten Verhandlungen versandeten, da sich der Verlag nach anfänglich großem Interesse einfach nicht mehr gemeldet hat.

Und so entwickelte sich die Überlegung eine solche Anthologie doch in einem Genre anzusiedeln, dass dieses Thema noch nicht so umfassend behandelt hat, wie der Horror, die Fantasy oder der Steampunk.

Am Ende gab mir der Eridanus-Verlag mit dem „Alien Eroticon“ tatsächlich die Möglichkeit meine Idee zu verwirklichen und ich hatte zudem das große Glück fünfzehn Autorinnen und Autoren zu finden, die meine ohnehin hohen Ansprüche bei weitem übertroffen haben. Danke noch mal dafür!

Die 15 versammelten Geschichten verbindet das Thema Erotik und das SF-Genre. Davon abgesehen, sind sie sehr unterschiedlich ausgefallen. Ist dir als Herausgeber diese Vielfalt in einer Anthologie wichtig?

Definitiv! Bei meiner Auswahl ist die thematische Vielfalt ein sehr wichtiges Kriterium. Ich neige sogar dazu einer stilistisch nicht ganz so ausgefeilten Geschichte den Vorzug zu geben, wenn sie dem übergeordneten Thema einer Anthologie noch eine neue Facette abgewinnen kann. Da liegt die Last dann bei meiner bevorzugten Lektorin Iwo, die professionell dafür Sorge trägt, das in Zusammenarbeit mit der betreffenden Autorin oder dem Autor der stilistische Feinschliff erfolgt.

Anthologien verkaufen sich auf dem Buchmarkt weit weniger gut als Romane. Warum scheint die Kurzgeschichte bei vielen Lesern einen schweren Stand zu haben und was macht für dich persönlich ihren Reiz aus?

Die erste Frage ist schwer zu beantworten. Vielleicht ist es der Zeitgeist. In meiner Jugend waren Anthologien noch gefragter. Ich habe aus dieser Zeit noch ganze Regalreihen voll davon … und ich habe einst Lovecraft über eine solche Anthologie kennengelernt.

Es gibt ein paar mögliche Erklärungen, etwa die Tatsache, dass viele Leser*innen inzwischen wissen, dass die Qualität oft arg zu wünschen übrig lässt. Es gibt ja immer noch Kleinverlage und Akademien, die in erster Linie von Autorenexemplaren leben und denen daher die Qualität der Geschichten oft zweitrangig ist. Zudem wollen viele Autor*innen (die ja auch Leser*innen sind) vielleicht nicht mehr eine (oder einer) von vielen sein , sondern ihren Namen auf dem Cover lesen. Und bevorzugen das dann vielleicht auch beim Lesestoff.

Aber das sind halt nur Spekulationen. Vermutlich muss man eben nur den Nerv treffen, um auch bei Storysammlungen erfolgreich zu sein. Einige durchaus erfolgreiche Kurzgeschichtensammlungen zeigen ja, das es auch anders geht.

Ich persönlich liebe Kurzgeschichten, wie gesagt, sie füllen bei uns Regalreihen. Sie faszinieren mich, weil sie ihre Story hochkomprimiert auf wenigen Seiten entfalten und mich damit oft mehr packen können, als ein ganzer Roman. Es ist eine beeindruckende Kunstform mit ganz eigenen Regeln, die ich als Herausgeber in dem mir möglichen, bescheidenen Maße fördern möchte.

Glaubst du, eine Anthologie mit einem festen Thema gewinnt mehr Leser als eine eher allgemein gehaltene Kurzgeschichten-Sammlung ohne festes Thema?

Auch diese Frage ist schwer zu beantworten, weil mir natürlich konkrete Zahlen anderer fehlen. Ich persönlich glaube allerdings, dass es eine Sammlung mit einem Thema „leichter“ hat, da die potentiellen Leser*innen zumindest ansatzweise wissen, was sie erwartet. Damit gibt es eine Hemmschwelle weniger.

Für deine Anthologien wirst du nicht nur als Herausgeber, sondern auch als Illustrator und Coverdesigner tätig. Im „Alien Eroticon“ hat jede der 15 Geschichten eine eigene Illustration erhalten. Gab es Geschichten, die dir in der grafischen Umsetzung schwer fielen?

Nein, ich bin ein sehr visueller Mensch – alles andere wäre als Illustrator, Coverdesigner und Comiczeichner auch fatal …;-) – und habe sofort Bilder im Kopf, wenn ich etwas lese. Daher war die Umsetzung für mich nicht schwer. Allerdings mögen das die betreffenden (betroffenen?) Autor*innen ganz anders sehen …;-) Obwohl ich bisher keine Beschwerden bekommen habe … Jedenfalls ist das meine Art den beteiligen Autorinnen und Autoren meinen Respekt zu erweisen. Nicht einfach nur der simple Abdruck ihrer Geschichten, sondern mein Versuch einen gewissen (Schau)Mehrwert zu bieten und zu zeigen, wie sehr ich die Arbeiten schätze. Ich hoffe sehr, dass mir das auch beim „Alien Eroticon“ zur Zufriedenheit aller Beteiligten gelungen ist.

Ein besonderer Hingucker des „Alien Eroticon“ ist sein ‚Covermodel‘. Was hat dich zu dieser Figur und dem Cover allgemein inspiriert?

Wie bei allen meinen Coverdesigns bemühe ich mich darum den Inhalt eines Buches grafisch auf den Punkt zu bringen. Bei Anthologien ist das in der Regel unmöglich, da ja viele verschiedene Inhalte vorhanden sind. Also versuche ich das übergeordnete Thema in ein Bild zu fassen, das zudem ein Hingucker wird. Im Falle von „Alien Eroticon“ also die Begriffe „Außerirdisch“ und „Erotisch“ in utopischem Ambiente zu vereinen. Und wenn ich die Richtung festgelegt habe, suche ich nach möglichen Motiven und verlasse mich dann bei der endgültigen Auswahl und Zusammenstellung auf meine langjährige Erfahrung als Designer, aber auch auf mein Bauchgefühl.

Welche weiteren Projekte von dir als Autor, Herausgeber und grafischer Künstler erwarten uns in absehbarer Zeit?

Kurz vor der Fertigstellung ist eine Herzensangelegenheit: der erste Band einer Crossover-Comictrilogie, der noch im Sommer erscheinen soll. Nähere Einzelheiten dazu gibt es in Kürze. Außerdem arbeite ich derzeit an den Illustrationen zu einem Rollenspielprojekt.

Als Herausgeber liegt ja noch meine soweit fertige „Lovecraft-in-space“-Anthologie „Biomechanomicon“ – diesmal gibt es erstmals farbige Illustrationen zu jeder Kurzgeschichte – beim Verleger Michael Haitel vom p.machinery-Verlag zur Endkontrolle und Layout, meine Anthologie „Knochenzart“ ist beim Lektorat und die Ausschreibung zum „Jahrmarkt der Mysterien“ – eine Mittelalter-Horror/Mystery-Anthologie beim Burgenwelt-Verlag – ist im letzten Monat gestartet. Bis zum 15.06. dürfen da noch Geschichten eingereicht werden.

Als Autor habe ich mich in der letzten Zeit sehr rar gemacht. Aber das soll sich in den nächsten Monaten auch wieder ändern. Hoffen wir, dass es klappt.

Danke für das Interview und viel Erfolg mit der Anthologie

Über den Herausgeber

Detlef Klewer lebt mit der wundervollsten Frau der Welt und zwei Katzen am Niederrhein. Erste Veröffentlichungen seiner Comics und Illustrationen erfolgten bereits in den 70er Jahren in Alternativzeitschriften wie »Am Erker, Ulcus Molle« oder »Innisfree«. Geadelt durch den Abdruck eines mehrseitigen Comics im deutschen »Heavy Metal/Metal Hurlant«-Ableger »Schwermetall« liegt der Schwerpunkt seiner Arbeit heute in der Gestaltung von Buch-, CD- und DVD-Covern, sowie der Anfertigung von Buchillustrationen und Comics. Sein letzter Comic »Auf den Spuren H.P. Lovecrafts Band 3« wurde 2017 mehrfach preisgekrönt. Derzeit arbeitet er als selbstständiger Coverdesigner, Illustrator und Comiczeichner für verschiedene Verlage und Selfpublisher.

Bisherige Veröffentlichungen:

Detlef Klewers veröffentlichtes Gesamtwerk umfasst mehr als fünfzig Kurzgeschichten, zehn herausgegebene Anthologien, fünf Sachbücher, zahllose Comics und Illustrationen sowie etliche Artikel für Zeitschriften und Fanzines. Die folgenden Titel stellen eine kleine Auswahl erhältlicher Titel dar:

„Horror Musica Daemonica“ (Hrsg.) – Horror Anthologie, Karina-Verlag 2017

„Auf düsteren Wegen“ (Hrsg.) – Horror Anthologie, Burgenwelt Verlag 2017

„Auf den Spuren H. P. Lovecrafts Band 3“ (Zeichnungen, Co-Autor) – Comic, Thorsten Low Verlag 2017

„Böse Clowns“ (Hrsg.) – Horror Anthologie, Sarturia Verlag 2016

„Die Kinder der Nacht“ – Sachbuch über Vampire, Peter-Lang-Verlag 2007

Eine komplette Aufführung findet ihr auf seiner Seite: www.kritzelkunst.de

Buchdaten

Wenn in fernen Galaxien Vertreter verschiedener Spezies in gegenseitiger Leidenschaft entbrennen, überwindet die Liebe dann wirklich alle Hindernisse und Konventionen?

Wie ohne gemeinsame Sprache leidenschaftliche Empfindungen vermitteln? Was, wenn die Andersartigkeit des Objektes der Begierde keiner irdischen Lebensform ähnelt? Wie lassen sich körperliche Sehnsüchte erfüllen, wenn gänzlich unterschiedliche Körperform und -funktion eine Vereinigung verhindern?

Diesen und anderen Fragen erstaunlicher Natur stellen sich 15 vom Herausgeber Detlef Klewer ausgewählte Sciencefiction-Stories über intergalaktische Liebe, Leidenschaft, Eifersucht, Begierde und Sinnlichkeit.

Mit Geschichten von:

Alvar Borgan * Nina Casement * Anna Eichenbach * Christoph Grimm * Maximilian R. Herzig * Erik Huyoff * Florian Krenn * Carolin Lüders * Anna Mai * Anastasiya Maria * Nadine Muriel * S. Pomej * Norbert Schäfer * Nele Sickel * Lea Liselotte Wehler

Eridanus Verlag, www.eridanusverlag.de

ISBN: 978-3-946348-21-4

Seitenanzahl TB: 328

Preis TB: 14,90 €

Preis E-Book: 4,99 €

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert