Rezension – „G. O. T. T.“
„Es gibt große, herrschaftliche Hallen und hohe, lichte Säle, es gibt kleine, schmucke Zimmer und feine Salons, aber es gibt auch schmucklose enge Kammern, die im Verborgenen liegen, Kammern, die über verschlungene Pfade zu versteckten Winkeln führen, zu geheimen Orten und Plätzen, die wichtig sind.“
Ich eröffne Rezensionen nur selten mit einem Zitat, doch für „G. O. T. T.“ ist es nur passend. Die obigen Zeilen sind ein Destillat dessen, was den Lesern auf den knapp 400 Seiten erwartet: eine epische Geschichte, die so ausufernd und verschlungen erzählt wird, wie der Autor seine Sätze gestaltet.
Das Grundgerüst der Geschichte ist dabei recht simpel. Auf der an und für sich bedeutungslosen Welt Permana wird ein prestigeträchtiges Turnier veranstaltet – und Vertreter der verschiedenen Welten reisen an, um sich im Wettkampf miteinander zu messen. Was die Geschichte so komplex macht, ist die Vielzahl der Figuren und Handlungsstränge, die der Autor um dieses Grundgerüst gewoben hat. „G. O. T. T.“ begleitet nicht weniger als elf Charaktere – zzgl. weiterer Figuren – deren Schicksal es ist, zu verschiedenen Zeitpunkten in bestimmter Konstellation aufeinander zu treffen. Kein Strang erhält ein besonderes Gewicht, ebensowenig präsentiert Sebastian Schaefer seine Aussagen auf einem Silbertablett.
Wie bereits der Vorgänger „Der letzte Kolonist“ zwingt der Roman ob seiner Detailfülle und Gestaltung auf verhältnismäßig wenigen Seiten, das Lesetempo zu senken und bisweilen auch zum Reflektieren. Ein durchaus fordernder Ansatz im ansonsten eher geradlinigem Genre der Space Opera.
Wer sich darauf einlässt, wird mit einem fantasievollen Universum, interessanten Charakteren, feinem Humor und anregenden Gedankengängen belohnt.
Fazit: Ein inhaltlich wie sprachlich oppulentes SF-Epos, das mit Fantasie und Tiefgang punktet. Ich freue mich schon auf meine nächste Reise in Sebastian Schaefers Universum.