Predyl – Interview mit Sylvia Kaml
Erzähle uns, was die Leser in „Predyl – Eine neue Welt“ erwartet
Es erzählt die Geschichte von menschlichen Kolonisten, die einen neuen Planeten mit weniger entwickelten Ureinwohnern besiedeln. Anfangs mit den besten Absichten und Vorsätzen. Im Grunde ist ein eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft: die Eroberung von Kontinenten wie Amerika 2.0. Die Geschichte, die sich stetig wiederholt, trotz besseren Wissens.
In deiner Vorstellung erwähnst du, dass es fast 20 Jahre gedauert hat, „Predyl“ zu vollenden. Salopp gefragt: Was hat so lange gedauert und welche Veränderungen hat die Geschichte durchgemacht?
Die Idee entstand schon als Teenager, besonders geprägt von den Geschichten, die meine Oma über den Krieg erzählt hatte. Leider sprach sie nur selten darüber. Sie hatte damals das Zerbomben von Dresden erlebt und ich fand die Sicht der Frauen in dieser Zeit viel interessanter als die Geschichten aus dem Schützengraben.
Lunas Abenteuer wuchsen nur langsam, oft legte ich die Geschichte wieder in die Schublade und ließ sie „reifen“. Je nach Stimmung mussten meine Protagonisten wieder hervor und mehr oder weniger Schlimmes erdulden (in der Prüfungszeit während des Studiums litten sie wohl am Meisten!)
Die witzigsten Überarbeitungen waren in der Tat im technischen Bereich. Ich habe mir damals – in Zeiten der Floppy Discs – einen riesigen, klobigen Computer für das Handgelenk vorgestellt, mit dem man gerade einmal telefonieren konnte. Dann kamen das Internet und schließlich die Smartphones und ich musste wiederholt die Technologie anpassen. Zum Glück hatten die Siedler zwar das Wissen, aber weniger die Möglichkeiten, jede technische Errungenschaft mitzunehmen.
Welche Gedanken hattest du, als du die Predyler – oder auch Vack – erschaffen hast? Wovon hast du dich inspirieren lassen?
Schwer zu sagen, doch einige Bücher und Filme haben mich sicher beeinflusst. Sicher flossen Züge von Winnetou oder Vulkaniern ein, allerdings mit einem gewissen Stolz, der auch ins Negative schwenken kann. Die Aliens waren nicht einfach zu kreieren. Ich wollte sie für den Menschen durchaus gefährlich und unheimlich darstellen (Predyl war ursprünglich von „Predator“ und „Reptil“ abgeleitet), andersartig und fremd, aber dennoch so menschenähnlich, dass der Leser sich in sie hineinversetzen könnte, wenn er sie näher kennenlernt. Das was ein ziemlicher Drahtseilakt. Auch Dinge wie Kommunikation, Stoffwechsel und Fortpflanzung sollten etwas Eigenes sein. Aber eben nicht zu fremdartig.
Eine wiederkehrende Aussage in dem Roman ist, dass stets das Individuum für sich zu betrachten ist. Ist das dein Lösungsansatz für dauernden Frieden bzw. dein Statement zu dem Rechtsruck, der in den letzten Jahren in Europa zu spüren ist?
Es ist beinahe erschreckend, dass die Aussage des Buchs damals wie heute nie an Aktualität zu verlieren scheint. Wir Menschen neigen dazu, uns in Gruppen zu separieren – sei es länderbedingt, Hautfarbe oder Religionen – anstatt gemeinsam auf diesem Planeten zu leben. Dennoch habe ich versucht, nicht zu deutlich einen belehrenden Zeigefinger zu erheben, sondern aufzuzeigen, dass es kein eindeutiges Gut oder Böse gibt. Jeder Mensch (jedes Wesen) hat seine ureigene Geschichte. Jedes Wirken besitzt eine Ursache. Es kommt immer drauf an, was man aus den Erfahrungen macht, die man erhält. Besonders aber möchte ich zeigen, dass kriegerische Konflikte oft nur die Fronten verhärten. Ein Lösungsansatz für Konflikte ist meiner Ansicht nach nur die Fähigkeit zur Empathie.
Welche weiteren Projekte von dir als Autorin erwarten uns in absehbarer Zeit oder befinden sich gerade in der Entstehung?
Da meine Europa-Dystopie über die „Street Ravens“ erst erschienen ist, wird das nächste Projekt noch etwas dauern. Zurzeit überarbeite ich eine Zukunftsgeschichte, die in Richtung Endzeit auf der Erde geht. Eine weitere Idee, die in der Schublade auf Vollendung wartet, ist eine Dämonengeschichte. Das wäre jedoch mein erstes Wagnis in das Genre Fantasy, das mir bisher stets etwas fremd war (ich habe immer den Drang, alles logisch zu erklären).
– Buchdaten –
„Predyl – Eine neue Welt“
erschienen im Hybrid Verlag, 2017
Seitenzahl TB: 463
ISBN: 978-3-946820-07-9
Preis TB: 12,90 €