Filmkritik: „Star Wars Ep. IX: Der Aufstieg Skywalkers“
Nun habe auch ich es geschafft, den Abschluss der dritten Star Wars Filmtrilogie anzuschauen. Dass ich ihn erst gestern gesehen habe, anstatt mich – wie noch bei Episode VII – in den ersten Tagen in einen überfüllten Kinosaal zu quetschen, nimmt vielleicht schon vorweg, dass ich nicht gerade ein massiver Fan der neuen Star Wars Filme bin. Der „Chewie, we’re home“-Nostalgie-Gänsehautschauer aus Episode VII hält sich eben nicht über drei Filme aufrecht, wenn zu wenig geliefert wird.
Doch auch wenn ich die nun komplette „Sequel Trilogie“ als die schwächste der drei Filmreihen empfinde, so kann ich ihr dennoch etwas abgewinnen. Erfreulicherweise wird diese Filmkritik daher auch kein Verriss. J. J. Abrams – der „Star Wars“ definitiv besser kann, als „Star Trek“ (Sorry, das musste sein) – hat zwar keinen überragenden, aber doch guten Film abgeliefert, der ein ordentliches Ende unter die dritte Trilogie und die nun neunteilige „Skywalker“-Saga setzt.
Zu „weitestgehend spoilerfrei“: Die großen Twists werden in meiner Filmkritik natürlich nicht verraten. Einige Infos und Details sind allerdings unvermeidbar. Wer den Film noch nicht gesehen hat, und weiterliest: Ihr wurdet gewarnt …
– Kritik –
Es gibt zwei Arten, an diesen Film heranzutreten: Man benutzt das Hirn – oder man lässt es im Stromsparmodus und übergibt an das Herz.
Im Falle benutzter Gehirne wird „Der Aufstieg Skywalkers“ verlieren. Natürlich gilt es irgendwie für Star Wars allgemein, dass man nicht zuviel darüber nachdenken sollte, aber Episode IX serviert schon einige Kröten. Die Rückkehr Palpatines ist noch die schmackhafteste davon, weil sie im Grundschema „Gut gegen Böse“ eben passt und eine schöne Klammer über alle Episoden schlägt.
Abgesehen von den Todesstern-großen Logiklöchern in diesem Film – ja, auch ein Märchen hat eine innere Logik, die beachtet werden sollte – merkt man dem Abschluss zudem an, dass die Trilogie im Gesamten nicht sonderlich gut konzipiert wurde. Angesichts einer Filmreihe, bei der jedem Verantwortlichen von Anfang an klar gewesen sein musste, dass mit tausendprozentiger Sicherheit drei Filme realisiert werden, ist das einfach nur fahrlässig. Wie man es dreht und wendet: J. J. Abrams hat mit Episode VII eine Richtung eingeschlagen, Rian Johnson hat das mit Episode VIII gründlich unterwandert und Abrams hat nun mit Episode IX wieder sein Ding durchgezogen und versucht zu retten, was eben noch zu retten war. Und er konnte mehr retten, als ich dachte.
„Gut gegen Böse“ ist das verbindende Grundelement aller Star Wars Filme. Beides steckt in uns und es liegt daran, welchen Weg man wählt. Episode IX hat eine Aussage, die so simpel wie stark ist: Es kommt nicht darauf an, woher man kommt, sondern wohin man geht. Für was man sich entscheidet. Sie gilt für alle Charaktere in diesem Film. Insbesondere für Rey und Ben Solo / Kylo Ren, deren Darsteller Daisy Ridley und Adam Driver das einfach nur grandios wiedergeben. Die letzte Szene des Filmes bekräftigt das noch einmal und ist einfach nur wunderschön.
Der Fokus des Films liegt auf den Helden der neuen Trilogie – Rey, Ben, Finn, Poe. Das ist auch gut so. Dennoch darf auch die alte Garde noch einmal glänzen. Und – SPOILER!!! – zwar alle! Die Auftritte der Kindheitshelden (Luke, Leia, Lando und ja, auch Han) in Episode IX sind toll. Luke, der (wie nicht anders zu erwarten) einen Auftritt als Machtgeist hat, ist kurz, aber die wenigen Minuten entschädigen für die Demontage, die Rian Johnson mit ihm in Episode VIII verbrochen hat. Der betagte Billy Dee Williams hat streng genommen bessere Cameo-Auftritte, doch seine Dialoge mit Poe und Finn passen einfach perfekt. Insbesondere für den würdevollen Umgang mit der viel zu früh verstorbenen Carrie Fisher bin ich J. J. Abrams unendlich dankbar. Er „hätte“ auf CGI setzen können um Leia mehr Screentime zu geben – und hat es nicht. Ihr Anteil ist zwar kleiner, als angedacht war, aber doch umfangreicher, als ich annahm. Unser General – unsere Prinzessin – durfte uns ein letztes Mal verzaubern.
Ein Wermutstropfen ist das Gespann R2D2/C3PO. Die beiden Droiden, die über die Episoden I – VI das Geschehen aus der zweiten Reihe beobachtet haben, hatten in der Sequel Trilogie leider kaum Gelegenheit. Das hat natürlich damit zu tun, dass man mit BB8 einen Droiden erschaffen hat, der zwar toll ist, aber in dieser Filmreihe R2D2s Funktion und Platz „gestohlen“ hat. So gut Anthony Daniels auch seine Szenen gemeistert hat, war das, was man mit C3PO in diesem Film gemacht hat, einfach nur grottig. (Ohne zuviel zu spoilern: Wenn man nicht den Mut hat, etwas durchzuziehen, dann kann man es gleich bleiben lassen).
Ach ja, ich halte es nicht für sonderlich erwähnenswert, aber der Film ist handwerklich eine Wucht. Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Etwas anderes wäre bei „Star Wars“ aber unwürdig.
– Fazit –
Ein solider Abschluss für eine eher mäßige Trilogie, der mit einer erstklassigen Besetzung, filmhandwerklichem Knowhow und einer großen Portion Herz zu begeistern vermag – wenn man sich darauf einlässt.