Rezension – „Jahrmarkt der Mysterien“
Mit „Jahrmarkt der Mysterien“ erschien im vergangenen Dezember die bislang letzte Anthologie von Detlef Klewer. Enthalten sind 16 gruselige Geschichten, welche die lose Reihe von Anthologien mit mittelalterlichen Horrorgeschichten aus dem Burgenwelt Verlag fortsetzt.
Wie für eine Anthologie üblich, sind die einzelnen Beiträge inhaltlich und stilistisch sehr unterschiedlich. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gros der Geschichten glücklicherweise blutarm ausgefallen ist – und das soll durchaus als Kompliment verstanden werden. Es gibt einige wenige, in denen es zur Sache geht – wie etwa „Leibhaftig“ von Thomas Williams oder „Die zwanzig Schatullen“ von Andrea Bienek – doch bei der Sammlung wurde mehr auf den unheimlichen, atmosphärischen Horror gesetzt.
Richtige Überflieger waren eher die Ausnahme, doch dafür zieht sich ein gutklassiges Qualitätslevel – zumeist 4 / 5 Sternen – durch die komplette Sammlung, welche nicht einen Ausfall enthält. Angesichts der Versammlung solch versierter Autor*innen wie Anna Eichenbach, Yngra Wieland, Tanja Brink, Ute Zembsch, Florian Krenn, Anton Vogel oder Regine D. Ritter – allesamt bereits durch Romane oder etliche Beiträge in anderen Anthologien bekannt – überrascht das zwar nicht, ist im Bereich von Anthologien aber doch die Ausnahme.
Detlef Klewer bewies nicht nur ein gutes Händchen bei der Zusammenstellung, sondern veredelt den Reigen mit kunstvollen Illustrationen zu jeder Geschichte und einem gelungenen Cover.
– Einige Geschichten näher vorgestellt –
„Odens Jakt“ von Anna Eichenbach, welche die Sammlung eröffnet, entführt uns in den Norden. Die Autorin begeistert nicht nur erneut mit ihrer malerischen Sprache, sondern gibt mit der mysteriösen Begegnung, die ihre Protagonistin Hildur erfährt, den Ton für die Sammlung.
Mit „Der Puppenspieler“ von Adina Heinemann schließt sich gleich ein Höhepunkt der Anthologie an. Die Geschichte rund um den Jugendlichen Gabriel, der mit einer Puppenspieler-Truppe umherreist und dessen Herkunft im Dunklen liegt, ist ebenso bildgewaltig wie spannend.
Ein besonderes Kleinod ist „Die letzte Wahrheit“ von Holger Göttmann. Die Geschichte, die von der Protagonistin in Form einer Beichte erzählt wird, beginnt als typische Hexenverfolgungs-Geschichte und endet in einem wahren Inferno.
„Ein Blick in die Seele“ von Florian Krenn ist in Sachen Charakterzeichnung etwas überspitzt – wenn auch passend – doch die Geschichte rund um einen garstigen Lehnsherr begeistert nicht nur durch die Erzählkunst des Autors, sondern v. a. durch eine unerwartete, gelungene und natürlich schockierende Auflösung.
Mein persönliches Highlight der Sammlung: „Alles hat seinen Preis“. Diese altbekannte Weisheit stellt den Titel der Geschichte von Tanja Brink. Den Preis, den eine ‚Wahrsagerin‘ für die innigsten Wünsche, die sie gewährt, einfordert, gehört mit zu dem Ungewöhnlichsten – und grausamsten! – das ich je im Horrorgenre gelesen habe.
– Fazit –
„Jahrmarkt der Mysterien“ hält das hohe Niveau, das man mittlerweile vom Burgenwelt Verlag und Herausgeber Detlef Klewer gewohnt ist, und ist eine abwechslungsreiche, gelungene Sammlung gruseliger Geschichten vor mittelalterlicher Kulisse. Klare Leseempfehlung.
– Buchdaten –
Mit Geschichten von: Anna Eichenbach * Adina Heinemann * Yngra Wieland * Christian Tobias Krug * Nicole Grom * Holger Göttmann * Tanja Brink * Thomas Williams * Regine D. Ritter * Stefanie Bender * Florian Krenn * Ronja Gerdes * Andrea Bienek * Ute Zembsch * Sabine Frambach * Anton Vogel
erschienen im Burgenwelt Verlag
ISBN TB: 978-3943531862
Seitenzahl TB: 307
Preis TB: 14,90 €
auch als E-Book erhältlich