Rezension – „Mentira – Stadt der Lügen“ (1)

Rezension – „Mentira – Stadt der Lügen“ (1)

„Mentira – Stadt der Lügen“ war eines der großen Lesehighlights 2018. Daher freut es mich, dass sich das Carlsen Imprint Impress dem Werk angenommen hat, nachdem es mit dem Verlag der Erstveröffentlichung Differenzen gab. Bereits im Februar 2020 soll der zweite und abschließende Band erscheinen.

Was „Mentira“ besonders macht und warum sich das Werk positiv aus dem Meer der YA-Dystopien – die es seit dem Erfolg von „Die Tribute von Panem“ und „Die Bestimmung“ gefühlt zu Tausenden gibt – abhebt, erfahrt ihr in meiner Rezension

– Handlung –

Einige hundert Jahre in der Zukunft. Der letzte große Krieg hat die Erde nicht nur atomar verseucht, sondern die Überlebenden der Menschheit auf einen Entwicklungsstand zurückgeworfen, der an das europäische Mittelalter erinnert. Die Stadt Mentira wird von der Schwesternschaft der Ruina regiert, die sich nicht nur der Wahrheit verpflichtet hat, sondern sich auch darum bemüht, das Wissen „der alten Welt“ in Erfahrung zu bringen. Die sechzehnjährige Melia fühlte sich in Mentira stets als Außenseiterin und nie richtig zugehörig. Da sie ein Talent für Sprachen hat, wird sie für die Übersetzung von Schriften der alten Welt herangezogen.

Eines Tages bekommt sie von der ihr verhassten, hohen Ordensschwester Kalyra ein mysteriöses Buch ausgehändigt. Dieses ist mit einer elektrischen Sicherung versehen und Melia bekommt den Auftrag, es unbeschädigt zu öffnen und dessen Geheimnisse zu offenbaren. Mit dem Gefühl, dass in der Stadt der Wahrheit, etwas verheimlicht wird, flieht sie und landet schließlich in Sombra. Die „Schattenstadt“, in denen Intrigen gewissermaßen zu den guten Manieren zählen, birgt jedoch ein dunkles Geheimnis. Und Melia merkt schon bald, dass sie tiefer in einem Geflecht aus Lügen steckt, als ihr zunächst bewusst war …

– Meine Meinung –

„Mentira – Stadt der Lügen“ ist von Beginn an ein absolutes Lesevergnügen. Mit einer mittelalterlich anmutenden Welt und den beiden gegensätzlichen Städten Mentira und Sombra hat die Autorin ein faszinierendes Setting geschaffen, hinter dessen Geheimnisse man erst nach und nach kommt. Ihre Figuren Melia, Kilian, Nathan und Jaron begeistern durch Ecken und Kanten. Insbesondere die impulsive Melia war mir auf Anhieb sympathisch. Christina Hiemer ist es gelungen, eine Protagonistin zu erschaffen, die kein ‚auserwähltes Supergirl‘, aber dennoch etwas Besonderes ist.

Der Schreibstil ist angenehm flüssig, mit einem leichten Hang zum Schnörkel und sarkastischem Humor. Der Perspektivenwechsel zwischen Melia, Kilian, Nathan und Jaron sorgt für Abwechslung und lässt jeder der Figuren eine eigene Note. Nach einem schwungvollen Auftakt haben sich im zweiten Viertel – Melias erste Zeit in Sombra – ein paar Längen eingeschlichen, aber die komplette zweite Hälfte des Romans ist dann ein wahrer Pageturner. Gekonnt zieht die Autorin Spannungsschraube mit jedem Kapitel fester und gipfelt in einem massiven Cliffhanger, der die Spannung auf den Folgeband unerträglich macht.

Noch ein Wort zum Cover: Es ist für sich betrachtet sehr gelungen, erweckt jedoch ein bisschen zu sehr den Eindruck eines ‚Romantasy‘-Werks. Diese Etikettierung wird dem Werk jedoch nicht gerecht. „Mentira“ ist eine waschechte Dystopie, die neben einer spannenden Geschichte auch gesellschaftskritische Aspekte aufweist. Romance-Anteile sind durchaus vorhanden, bilden allerdings nur einen Aspekt dieser Geschichte – und überraschende Wendungen umschiffen in diesem Punkt gekonnt für dieses Genre typische Klischees.

– Fazit –

„Mentira – Stadt der Lügen“ ragt aus dem Meer von Dystopien für junge Erwachsene positiv hervor und begeistert durch eine faszinierende Welt, viel Spannung und interessante Charaktere. Ich freue mich schon, wenn im Februar 2020 der zweite und abschließende Band erscheint.

– Buchdaten –

Klappentext: In einer Welt, in der nur die Wahrheit zählt, kann eine einzige Lüge alles verändern. Melia ist ein Mitglied der Ruína und als solches ist die Wahrheit tief in ihr verwurzelt. Doch durch den Auftrag, ein mysteriöses Buch aus vergessenen Zeiten ausfindig zu machen, gerät das Vertrauen in ihre Schwesternschaft ins Wanken. Sie nimmt all ihren Mut zusammen und flieht. Aber außerhalb der Stadtmauern Mentiras liegt eine Welt, in der die Wahrheit kein Gewicht hat, in der Lügen und Betrügereien zum Alltag gehören. Hier trifft sie auf Jaron, einen verstoßenen Wächter. Und obwohl sich Melia der Gefahr bewusst ist, schenkt sie dem Mann mit den stechend grünen Augen ihr Herz …

erschienen als E-Book bei Impress, Link zur Verlagsseite:
https://www.carlsen.de/amazon-mobi/mentira-1-stadt-der-luegen/112522

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