Rezension – „Science Fiction Hall of Fame“ (Bd. 1 & 2)
Vor nicht allzu langer Zeit stieß ich beim Stöbern auf einen literarischen Schatz, bei dem ich gar nicht mehr geglaubt habe, dass er jemals zur deutschen Veröffentlichung gelangt: „Science Fiction Hall of Fame“ – eine Sammlung herausragender SF Kurzgeschichten, herausgegeben von Robert Silverberg 1970.
Zum Hintergrund: Nach der Etablierung des prestigeträchtigen Nebula Award, war es die Idee, herausragende Werke vor der ersten Preisverleihung 1965 nachträglich zu ehren. Gemeinsam mit der „Science Fiction Writers Guild of America“ wählte Robert Silverberg aus hunderten Stories schließlich 28 Sahnestücke aus, die in dieser „Halle des Ruhms“ veröffentlicht wurden. Herausgekommen ist eine Anthologie, in der sich Asimov, Bradbury, Clarke, Heinlein und etliche weitere Altmeister die Klinke in die Hand geben. Der Golkonda-Verlag hat die Sammlung in zwei Bände aufgeteilt. Anders wäre sie wohl aber nicht zu finanzieren gewesen.
Inhaltlich und stilistisch könnte es nicht unterschiedlicher sein: Von den Abenteuergeschichten eines Fredric Brown oder eines Stanley G. Weinbaum über die nachdenklich stimmenden Wortmalereien eines Clifford D. Simak bis hin zu den kritischen Worten von Daniel Keyes brennt diese Sammlung ein Feuerwerk innovativer Geschichten ab.
Die meisten davon sind auch erstaunlich gut gealtert. Sicher, über einen erdähnlichen Mars und persönliche Atom-Generatoren mag man heute schmunzeln. Auch das rückständige Frauenbild und per se als „Wilde“ bezeichnete Kulturen, die nicht dem „American Way of life“ entsprechen, irritieren etwas, doch die eigentlichen Geschichten faszinieren noch immer.
Vom Standpunkt meines persönlichen Lesevergnügens würde ich beiden Sammlungen je vier Sterne geben – Band 1 erhält dabei ‚knappe‘ vier Sterne, während Band 2 mit ’starken‘ vier Sternen punkten kann. Es kann eben nicht jede Geschichte und jeder Stil gleichermaßen begeistern.
Von einem ‚objektiven‘ Standpunkt aus betrachtet, kann man dieser Sammlung allerdings nicht weniger als die Höchstwertung geben. Handwerklich gibt es bei keinem Beitrag etwas zu beanstanden. Im Gegenteil. Manche der Szenarien könnten mühelos einen ganzen Roman tragen. Die philosophischen Gedankenspiele und die gesellschaftskritischen Bemerkungen sind auch heute noch relevant. Darüberhinaus hat Hrsg. Robert Silverberg sein Ziel, die Entwicklungen des SF-Genre in einem Sammelband darzulegen, erreicht. 1970 noch ein weitgehend aktuelles ‚Best of‘, ist es heute ein gelungener Überblick über das vielzitierte ‚Golden Age‘ der SF-Literatur.
„Einbruch der Nacht“, „Erstkontakt“, „Scanner leben vergebens“, „Der Himmel auf dem Mars“, „Menschenkind“, „Die Neun Milliarden Namen Gottes“ und v. a. „Arena“ und „Blumen für Algernon“ sind nicht nur SF auf allerhöchstem Niveau, sondern auch einige der besten Kurzgeschichten überhaupt. Für Genre Fans sowieso ein Muss, aber gerade für eine SF-interessierte, jüngere Lesergeneration, die gerne tiefer eintauchen möchte, der perfekte Einstieg in die Klassiker.
✨ Fazit ✨
Das ‚golden age‘ der SF mit einem Who-is-Who der Altmeister kompakt in zwei wunderschön aufgemachten Sammlungen. Klare Leseempfehlung.
Link zum Verlagsshop:
https://golkonda-verlag.de/buecher/science-fiction-hall-of-fame/