Rezension – „Der Schatten des Schwarzen Todes“

Rezension – „Der Schatten des Schwarzen Todes“

„Der Schatten des Schwarzen Todes“ ist eine Anthologie aus dem Burgenwelt Verlag, die in die Mitte des 14. Jahrhunderts entführt. Das Zeitalter der Pest, welche innerhalb weniger Jahre rund ein Drittel der damaligen, europäischen Bevölkerung dahinraffte.

Die 13 versammelten Geschichten sind nicht nur kurzweilig, sondern auch abwechslungsreich ausgefallen. Was sie miteinander verbindet, ist jedoch nicht nur der historische Rahmen, sondern vor allem auch die Reaktion der Menschen angesichts des nicht greifbaren, übermächtigen Schreckens namens Pest. Wir lesen von Mitleid und Hoffnung, von Liebe und Aufopferung, aber auch von Dummheit und Gier, von Feigheit und dem Zusammenbruch gesellschaftlicher Strukturen.

Das typische Problem einer Anthologie, dass selten jede Geschichte den persönlichen Geschmack trifft, hat „Der Schatten des Schwarzen Todes“ dabei nicht. Bis auf eine Ausnahme empfand ich das Niveau der Beiträge gleichbleibend hoch. „Der Pestarzt von Köln“ (Tanja Brink), „Yersinia Pestis“ (Geli Grimm) und „Ein jeder stirbt allein“ (Monika Grasl) ragen etwas heraus, doch die anderen Geschichten sind kaum schwächer. Hier kann man den Herausgeberinnen nur ein gutes Händchen für die Zusammenstellung aussprechen. Auch die handwerkliche Seite – vom Lektorat über den Buchsatz bis hin zum grandiosen Cover – stimmt.

Einige Geschichten kurz vorgestellt:

„Die Melodie des Totensammlers“ (Sabine Frambach) – Der Arzt Johannes erfüllt pflichtschuldig seine Arbeit, doch er steht kurz vor der Resignation. Ein Totensammler, der scheinbar nicht erkrankt, erregt seine Aufmerksamkeit. Ein gut gewählter Start in die Sammlung, zeigt die Geschichte doch gut, wie das damalige medizinische Verständnis war. Spannend geschrieben mit einem harten, aber passenden Ende.

„Ein Schwur aus Rauch und Asche“ (Anna Eichenbach) – Eine ruhige und sprachlich sehr schöne Geschichte, die auch einen Hauch Mystery enthält. Die junge Marie schließt sich für eine Mitreise einem Quacksalber und seinem Assistenten an. Scheinbar ist die junge Frau an der Pest erkrankt, jedoch auf wundersame Weise genesen …

„Der Pestarzt von Köln“ (Tanja Brink) – In Köln wütet die Pest. Claus von Angerfeldt ist der berufene Pestarzt, doch seine Methoden sind fragwürdig. Richmodis, die Frau des Bürgermeisters, die mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg hält, ist ihm ein Dorn im Auge. Doch dann erkrankt sie selbst … – Eine Erzählung, die genug Stoff für eine Novelle oder einen kurzen Roman böte. Mitreißend, spannend und eindringlich geschrieben eine der stärksten Beiträge der Sammlung.

„Die Pestgaleere“ (Ulrike Stutzky) – An Bord der Famagusta ist die Pest ausgebrochen. Fast täglich schwindet die Mannschaft. Wird sie je den Heimathafen erreichen? – Eine sehr emotionale Geschichte, bei der Liebe und die leisen Töne nicht zu kurz kommen.

„Das blutige Skalpell“ (Erik Huyoff) – Wann immer Wut und Verzweiflung vorherrschen, braucht es einen Sündenbock. Die Juden sollen es gewesen sein. Diese recht kurze, aber starke Geschichte rund um den jüdischen Pestarzt Lewensohn nimmt sich dieser Thematik gut an.

„Ein jeder stirbt allein“ (Monika Grasl) – Den Wundarzt Ingold hat seine Berufung in ein kleines Dorf verschlagen, welches durch die Pest immer mehr verwaist … – Diese Geschichte schildert, wie sich der Kampf gegen die übermächtige Seuche in ländlichen Gegenden, fernab der großen Städte, abgespielt haben muss. Atmosphärisch dicht und packend bis zum Schluss.

„Yersinia Pestis“ (Geli Grimm) – In dieser Geschichte wird deutlich, dass der ‚Schwarze Tod‘ seine Opfer nicht nur durch Erkrankungen eingesammelt hat. Die Geschichte des jungen Mädchens Barbara, die als einzige ihrer Familie nicht erkrankt, ist ein emotional mitreißendes Meisterstück von Kurzgeschichte. Speziell das Ende war für mich ein Schlag in die Magengrube.

Fazit: Die Sammlung entführt in eine der dunkelsten Abschnitte der Menschheitsgeschichte und präsentiert spannende und abwechslungsreiche Geschichten auf durchgängig hohem Niveau. Eine klare Leseempfehlung.

– Klappentext –

»Sie sagen, dass der Tod kommt, zu allen Menschen, ob arm oder reich, Kinder sterben ebenso wie Greise.«

Das Wort »Pest« ist ein Schreckgespenst – ein Mahnmal dafür, dass der Mensch nicht unbesiegbar ist. Die schiere Auslöschungswut dieser Seuche jagt uns bis heute einen Schauer über den Rücken. Manch einer sah die Pest damals gar als diabolisches Wesen, auf die Erde gesandt, um die Sünder zu strafen.

Viele traten der Pest mutig entgegen. Heiler, Priester, Quacksalber, Kräuterkundige, Bader und andere versuchten, ein Heilmittel zu finden – einige davon mit eher zweifelhaften Methoden. Pestheilige wurden angefleht und der Handel mit Schutzamuletten blühte. Unzählige Menschen starben, anderen konnte die Seuche auf wundersame Weise nichts anhaben.

Diese 13 hier zusammengetragenen Pest-Geschichten offenbaren den ganzen Schrecken des Schwarzen Todes!

Mit Geschichten von:
Alvar Borgan * Tanja Brink * Udo Brückmann * Nina Casement * Anna Eichenbach * Sabine Frambach * Monika Grasl * Geli Grimm * Erik Huyoff * Olaf Lahayne * Daniel Stögerer * Ulrike Stutzky * Anton Vogel

– Buchdaten –

erschienen im Burgenwelt Verlag
ISBN TB: 9783943531824
Preis TB: 13,90 €
Seitenzahl TB: 236
auch als E-Book erhältlich

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