Rezension – „Wellensang – Eine Limfjord Saga“

Rezension – „Wellensang – Eine Limfjord Saga“

Mit „Wellensang“ veröffentlicht eine Autorin, die mich mit ihren Kurzgeschichten als Leser (und Herausgeber) längst gewonnen hat, ihr Romandebüt – und begeistert erneut.

– Klappentext –

Ende des 8. Jahrhunderts in Nordjütland: Als Zeichen der Freundschaft zwischen Dorsteinn und Limgard wird die Jarlstochter Turid in die alte Heimat ihrer Mutter gesandt. Nur widerwillig verzichtet sie dort auf ihre gewohnten Freiheiten. Im Dorf zu bleiben und zu weben, während die Männer auf Raubzug ziehen, widerspricht gänzlich dem Leben, das sie vom Hof ihres Vaters kennt. Dennoch zögert sie, als sich ihr die Gelegenheit zur Rückkehr nach Hause bietet: Längst hält sie mehr in Limgard, als sie sich eingestehen möchte.

Ausgerechnet die Limgarder Rorik und Svein, die einander näher stehen als Brüder, verlieben sich in Turid. Aus Gefährten werden Konkurrenten. Bis ihr gemeinsamer Freund Hakon sie zu einem anderen Abenteuer lockt. Angespornt durch Gerüchte über eine Insel voller Reichtümer, brechen die drei Männer an Bord der in die Jahre gekommenen Meereswolf zu einer Víking auf. Ihr Ziel: England – und ein Platz in den Liedern der Skalden. Doch die Unternehmung soll anders verlaufen, als erhofft …

– Meine Meinung –

Anna Eichenbach ist mir bereits positiv in mehreren, historischen Kurzgeschichten aufgefallen, die – neben einem sorgfältigen recherchierten Setting – durch zwei Merkmale besonders herausstechen: Gelungen gezeichnete Charaktere und eine schwungvolle, malerische Sprache, die man nur als Festmahl für Wort-Gourmets bezeichnen kann.

Wenig überraschend, zeichnen diese Stärken nicht nur „Wellensang“ aus, sondern bringen sie mit dem Mehr an Erzählraum zur voller Geltung. Alle Charaktere des Romans weisen Tiefe auf – und derer gibt es nicht wenig in „Wellensang“: Im dänischen Limgard sind es Turid, Rorik, Svein, Hafrun, Hakon; in England Heather, Aidan und Aelfric. Sie alle erreichen das Herz: Man hofft, leidet, fleht mit ihnen – und manchmal hasst und verflucht man sie auch.

Im stimmigen Wechsel werden die Handlungsstränge in Limgard und England vorangetrieben und schließlich gelungen zusammengeführt. Zur räumlichen Abwechslung und der verschiedenen Perspektiven, trägt die schwungvolle Sprache der Autorin dazu bei, die Seiten dahinfliegen zu lassen:

Zitat:
„Hakon ist …“ Hafrún rang um Worte. „Er ist ein Mann, dessen Kopf zu oft in den Wolken und seine Füße zu oft auf Schiffsplanken ruhen.“

Zwei Sachen trüben dann den insgesamt positiven Gesamteindruck:

In der ersten Hälfte des Romans entsteht der Eindruck – und auch die Hoffnung – dass es Turid ist, welche die Geschichte entscheidend voran treiben wird. Leider ist sie ab der Hälfte in einer recht passiven Rolle. Da ich nicht spoilern möchte, muss fairerweise dazu gesagt werden, dass sie sich in Umständen befindet, die dieses Passive auch rechtfertigt. Dennoch enttäuscht es etwas.

Die Spannung wird über den gesamten Roman langsam, aber merklich gesteigert. Im letzten Viertel wurde es dann leider etwas hektisch. Hier hätte ich mir gewünscht, dass den vielen dramatischen Ereignissen und Charakteren ein bisschen mehr „Raum“ vergönnt gewesen wäre.

Diese Aspekte kosten dann leider auch den fünften Stern. Dennoch überwiegt eindeutig das Positive – und beeindruckt umso mehr, da es sich hier um das Romandebüt der Autorin handelt. Ich freue mich schon auf ihr nächstes Werk.

Fazit

„Wellensang“ ragt aus der Masse des Historien-Kitschs heraus und kann trotz leichter Schwächen durch gelungen gezeichnete Charaktere, Spannung und eine wundervolle Sprache begeistern. 4 starke Sterne und eine klare Leseempfehlung.

– Buchdaten –

erschienen im Burgenwelt Verlag
ISBN: 978-3943531848
Seitenzahl TB: 256
Preis TB: 13,90 €
Preis E-Book: 4,99 €

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