Rezension – „Der letzte Kolonist“

Rezension – „Der letzte Kolonist“

„Ich habe selbst meine Geheimnisse. Es gibt keinen Grund, dich zu verraten.“

Die Wju hob ihre anmutigen Schultern: „Hat es dafür jemals eines Grundes bedurft?“

(S. 119)

Klappentext

»Kleiner, hättest du Lust, einmal in deinem Leben etwas wirklich Großes zu tun? Dann komm mit mir!«

Der Alltag von Ben Kramer besteht seit jeher aus dem Eintippen komplexer Zahlenabfolgen in einen klobigen Nummernblock. Nur durch Zufall entdeckt der Kolonist, dass sich hinter dieser Aufgabe eine schreckliche Wahrheit verbirgt – mit unumkehrbaren Folgen für alle! Ungerührt davon tragen andernorts die Völker der Galaxien weiter ihre zerstörerischen Konflikte aus.

Zeitgleich breitet sich eine unheilvolle „Düsternis“ im Universum aus, die die Existenz allen Lebens bedroht. Doch die finstere Kraft richtet nicht nur Chaos an. Ihr Wirken führt auch sieben in jeglicher Hinsicht vollkommen verschiedene Charaktere zueinander. Sie alle stellen sich ihren Herausforderungen, nur um irgendwann festzustellen, dass ihre Rolle in diesem Abenteuer schon längst vorbestimmt ist. Und was, wenn nicht das Gepp, dieses mysteriöse Nagetier mit seinen so einzigartigen Fähigkeiten, stünde bereit, auch die letzten losen Schicksalsfäden aufzunehmen und zu verknüpfen?

Sebastian Schaefers Sciencefiction-Spektakel fesselt mit furiosen Raumschlachten, fremdartigen Technologien, einer schillernden Weltenvielfalt und ungewöhnlichen Helden, die zur Rettung des Universums über sich hinauswachsen.

Meine Meinung

Ein schöner Satz, um in einer Rezension ein gelungenes Buch zu charakterisieren, ist der, dass man es in einem Rutsch durchgelesen hat und bis zum Schluss nicht aus der Hand legen konnte. „Der letzte Kolonist“ ist jedoch ein Werk, das ich etappenweise las. Dieser Umstand stellt keine Abwertung dar – ganz im Gegenteil – und ist bedingt durch die Komplexität, mit der Sebastian Schaefer seine Geschichte erzählt.

„Der letzte Kolonist“ ist ein Epos, das nicht nur durch ein detailliert ausgearbeitetes Universum punktet, sondern seine Geschichte in mehreren parallel laufenden Handlungssträngen erzählt. Es steht nicht ein Charakter im Fokus, sondern ein Figurenensemble, deren Schicksal es scheint, zu einer bestimmten Zeit an bestimmten Orten zu sein und in das Geschehen hineingezogen zu werden. Neun Hauptcharaktere, die bis in das letzte Drittel des Romans hinein in mindestens fünf Handlungssträngen beleuchtet werden, erfordern die Konzentration des Lesers. Doch es ist auch das, was diesen Roman spannend hält.

Wie hängen diese Figuren aus den verschiedensten Winkeln der Galaxis zusammen? Welche Auswirkungen hat es, wenn bestimmte davon aufeinander treffen? Wo führt das Ganze hin?

Ähnlich detailverliebt wie der Autor in seiner Geschichte vorging, gestaltet sich auch sein Schreib- und Erzählstil. Schaefer setzt nicht auf knallige Action oder markige Dialoge, sondern fokussiert sich auf die Perspektive seiner jeweiligen Figuren und ihren Hintergründen. Das Ganze ist dabei glücklicherweise nicht langweilig geraten, sondern in eleganten Sätzen gehalten, die zudem auch durch einen trockenen Humor begeistern.

„Natürlich hätte auch nichts von alledem einen Sinn ergeben, da sich Techler auf jedem dieser Gebiete als resistent erwiesen hätte. Allerdings hätte man sich weiter mit ihm beschäftigt und ihn nicht weggeschlossen, um anschließend die Zellenschlüssel in einem Schmelzofen zwischenzulagern. Der Kultist wollte die gerechte Chance, die er anderen selbstverständlich verweigert hätte, da zwar das Fleisch seines Gehirns, nicht jedoch sein Verstand vor gut und gerne 20 Dekaden das Zeitliche gesegnet hatte“. (S. 300/301)

„Der letzte Kolonist“ wird sicher nicht jeden Leser erreichen, doch wer die Bereitschaft aufbringt, sich auf ein nicht alltägliches Werk einzulassen, wird mehr als belohnt. Sebastian Schaefer hat eine beeindruckende Geschichte mit interessanten Charakteren in einem faszinierenden Universum geschaffen. Ich freue mich schon auf meinen nächsten Ausflug in diese Welt(en).

Buchdaten

erschienen im Eridanus Verlag

ISBN: 978-3-946348-19-1

Preis TB: 14,90 €

Seitenzahl TB: 420

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